Die stereotaktische Operation bei Nagetieren

Rodent Stereotaxic Surgery
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Rodent Stereotaxic Surgery

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08:28 min
April 30, 2023

Overview

Die Stereotaxie (oder die stereotaktische Operation) ist eine Methode, um das Gehirn von lebenden Tieren zu manipulieren. Diese Technik erlaubt Forschern tiefe Strukturen im Gehirn durch die Verwendung eines stereotaktischen Atlasses exakt zu erreichen der die 3D-Koordinaten von jedem Bereich in Bezug auf die anatomischen Orientierungspunkte am Schädel bereitstellt. Nachdem der Schädel freigelegt ist, werden die betäubten Tiere auf ein spezielles Instrument befestigt, bekannt als stereotaktischer Rahmen, das die präzise Platzierung von Versuchswerkzeugen an definierten Koordinaten ermöglicht. Die stereotaktische Operation ist eine vielseitige Methode, die verwendet werden kann, um Läsionen zu erzeugen, die Genexpression zu manipulieren oder experimentelle Wirkstoffe an das Gehirn zu liefern.

Dieses Video enthält eine allgemeine Übersicht der Prinzipien hinter der stereotaktischen Operation einschließlich den Anweisungen für die Verwendung eines stereotaktischen Atlasses und des stereotaktischen Rahmens, des Weiteren eine Einführung in das Lesen des Verniers für die Messung der Sondenbewegungen. Die anschließende Besprechung beschreibt die erforderlichen Schritte, um den chirurgischen Eingriff durchzuführen. Schließlich wird eine breite Auswahl von technischen Anwendungen präsentiert, wie beispielsweise das Einsetzen von elektrischen Sonden, um die Gehirnaktivität zu messen und die genetische Manipulation des Gehirngewebes.

Procedure

Die stereotaktische Operation ist eine mächtige Technik, die verwendet wird, um das Gehirn in lebenden Tieren zu manipulieren. Die Zielregionen tief im intakten Gehirn stellen ein einzigartiges Problem dar da in der Regel das chirurgische Ziel nicht visuell lokalisiert werden kann. Die Stereotaxie oder stereotaktische Operation wurde entwickelt, um einzelne Bereiche des Gehirns durch die Kenntnis der räumlichen Beziehungen zu sichtbaren Orientierungspunkten zu erreichen. Mit der Verwendung eines dreidimensionalen Koordinatensystems können die Instrumente auf bestimmte Stellen gezielt werden, um die Gehirnaktivität zu messen, eine Läsion zu erstellen oder um genetische Manipulationen durchzuführen. Dieses Video zeigt die Grundlagen der stereotaktischen Operation, wesentliche Schritte des Verfahrens und diskutiert verschiedene Anwendungen der Technik.

Bevor wir die Einzelheiten des Verfahrens besprechen, wollen wir die Grundlagen und Instrumente der Technik einsehen. Zu beginn, die Stereotaxie ist auf das Auffinden der Zielregion des Gehirns auf einer dreidimensionalen Achse angewiesen. Zu diesem Zweck wird ein stereotaktischer Atlas verwendet. Dieses Dokument ist eine 3D-Rekonstruktion des Gehirns, das von Serienschnitten des gefärbten Gehirns erstellt wurde.

In diesem Referenzrahmen werden die räumlichen Beziehungen unter Verwendung eines Sets von 3-Achsen wiedergegeben: Anterior-posterior, medial-lateral und dorsal-ventral. Um die Position einer Region von Interesse zu bestimmen, muss die entsprechende Gehirnregion im Atlas gefunden werden und das Gitter wird verwendet um die dazugehörige mediolaterale und dorsoventrale Koordinaten zu berechnen. Die Antero-posteriore Koordinate wird auf der Unter- oder Oberseite erhalten. Diese Koordinate wird mit den Orientierungspunkten der Schnittpunkte der Knochenplatten am Schädel die als Schädelnaht bekannt ist gemessen. Der bekannteste Orientierungspunkt, Bregma, ist als Schnittpunkt der sagittalen Schädelnaht mit der koronalen Schädelnaht festgelegt. Der als Lambda bekannte Punkt ist mehr posterior; dort schneidet die Sagittalnaht die Lambdanaht.

Für eine genaue Ausrichtung der berechneten Lage während der Operation wird ein Gerät verwendet bekannt als stereotaktischer Rahmen. Der Rahmen besteht aus dem Hauptrahmen, dem Mikromanipulator und dem Probenhalter, der an der Aufhängungsklammer befestigt ist. Die Schneidezahnschiene und die Ohrschiene stellen Kontakt mit dem Tier her, um den Kopf in einer festen Position zu halten. Der Mikromanipulator dient zur präzisen Bewegung der chirurgischen Sonden zu vorbestimmten Koordinaten innerhalb des Gehirns und ist mit einer verschiebbaren Vernierskala ausgestattet für die genaue Entfernungsmessung in alle drei Dimensionen.

Um die Vernierskala lesen zu können, wird zuerst die Position der 0-Linie, die in Bezug zu den Markierungen auf der rechten Seite der Skala sind, identifiziert. Diese Seite der Skala ist in 10-Millimeter-Schritten markiert, so dass 1 10 und 2 20 ist. Die Lage der Nullmarkierung zeigt hier, dass der Messwert zwischen 10 und 11 mm ist. Um die erste Zahl rechts nach dem Komma zu ermitteln, suchen wir die Linie auf der linken Skala, die sich am besten mit einer Markierung auf der rechten Seite einreiht. Nun verwenden wir die linke Skala, um den Wert dieser Markierung zu identifizieren, welcher in diesem Fall 9 ist, dass den Endwert 10,9 mm ergibt.

Da wir nun mit den Grundprinzipien der Stereotaxie vertraut sind, wollen wir überprüfen, wie der chirurgische Eingriff durchgeführt wird. Bevor der Operation wird die Kopfhaut eines betäubten Tieres rasiert und desinfiziert. Um das Tier an Ort und Stelle des stereotaktischen Rahmens zu halten, werden die Ohrschienen sanft in den Ohren platziert und die vorderen Zähne werden in die Schneidezahnschiene gelegt. Eine Augensalbe wird verwendet, um eine Hornhautaustrocknung während der Operation zu verhindern.

Um den Schädel freizulegen, wird ein kleiner Schnitt mit einem Skalpell gemacht. Die Muskeln werden sanft getrennt und die Oberfläche des Schädels wird gereinigt. Dann wird der Mikromanipulator benutzt, um eine Sonde zum Bregma zu senken und die dorsoventrale Koordinate werden notiert. Anschließend hebt man die Sonde an und wiederholt den Vorgang bei Lambda. Falls die Lambda-Messung weniger als 0,1 mm von der dorsoventralen Koordinate beim Bregma ist, wird der Schädel als Ebene betrachtet und man ist bereit fortzufahren. Wenn nicht, wird die Schneidezahnschiene angehoben oder abgesenkt und die Messungen werden wiederholt.

Da das Gehirn nun auf einer Ebene ist, gehen wir zu Bregma zurück und notieren die mediolaterale und anterioposteriore Koordinate. Basierend auf den Zielkoordinaten des Gehirnatlasses, werden die erforderlichen Bewegungen berechnet, um diese Seite zu erreichen und man verschiebt die Sonde an die Zielposition. Diese Position wird auf dem Schädel markiert und mit einem Bohrer wird vorsichtig ein Loch in den Knochen gemacht. Genau unter dem Schädel befindet sich die Dura, eine dicke beständige Membran, die sanft mit der Spitze einer kleinen Nadel durchschnitten werden kann.

Als nächstes wird der Mikromanipulatorarm in Position gebracht, um die Sonde gezielt zu der dorsoventralen Koordinate zu senken, an diesem Punkt kann dann die gewünschte Manipulation durchgeführt werden.

Da wir nun die Grundschritte des Verfahrens verstehen, werfen wir einen Blick auf einige der vielen Möglichkeiten wie die Neurowissenschaftler die stereotaktische Operation verwenden, um Fragen im Labor zu beantworten.

Zu beginn, die Stereotaxie ist äußerst nützlich für die Bereitstellung von experimentellen Wirkstoffen in präzise Gehirnregionen. Diese Wirkstoffe können Tracer Farbstoffe, um neuronale Projektionen und Konnektivität zu visualisieren, chemische Verbindungen oder Reagenzien für genetische Manipulation von Neuronen enthalten. Beispielsweise führt die Injektion von genetisch manipulierten Viren zu der Einführung eines Gens von Interesse in infizierte Zellen. Hier wurde ein Virus in den Hippocampus injiziert, was zu einer GFP-Expression in einer kleinen Population von Neuronen resultierte.

Andererseits kann die virale Zuführung von small interfering RNAs die Expression des gewünschten Proteins verhindern. In diesem Beispiel wurde die Expression des Proteins SOD1 in den lateralen Ventrikeln nach stereotaktischer Injektion in verschiedenen Gehirnregionen unterdrückt.

Alternativ kann die stereotaktische Operation verwendet werden, um Elektroden in das Gehirn zu platzieren für die Aufnahme der elektrischen Signale, die die neurale Aktivität begleiten. Nachdem sich das Tier von dem operativen Verfahren erholt hat, können die Elektroden mit elektrophysiologischen Aufzeichnungssystemen verbunden werden, um die neuronale Aktivität zu beobachten während sich die Maus frei bewegen kann.

Neben der Messung der neuronalen Aktivität, ist die stereotaktische Operation hilfreich für die Mikrodialyse. Diese Technik erlaubt die kontinuierliche Überwachung von Medikamenten, Neurotransmittern oder Metabolitenkonzentrationen im Gehirngewebe von wachen Tieren. Zu diesem Zweck wird eine kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Sonde mit einer halbdurchlässigen Membran an der Spitze in eine spezifische Region des Gehirns implantiert. Kleine gelöste Stoffe einschließlich Neurotransmitter, Hormone und Medikamente diffundieren in die Sonde, in der sie für die Analyse gesammelt werden können. In diesem Experiment wurde die Glucose-Konzentration im Hippocampus als eine Anzeige für die lokale neuronale Aktivität gemessen während Ratten eine Aufgabe erledigen mussten das die Verwendung des räumlichen Arbeitsgedächtnisses erfordert.

Das war das JoVE Video zur stereotaktischen Operation. Dieses Video enthält die Grundlagen und Methoden des Verfahrens sowie die vielen Anwendungen in den neurowissenschaftlichen Laboren. Danke für das Aufpassen!

Transcript

Stereotaxic surgery is a powerful technique utilized to manipulate the brain in living animals. Targeting regions deep within the intact brain poses a unique problem in that usually the surgical target cannot be located visually. Stereotaxy or stereotactic surgery was devised to target discrete regions of the brain by knowing their spatial relationships to visible landmarks. Using a three-dimensional coordinate system, tools can be directed to specific locations in order to measure brain activity, make a lesion, or perform genetic manipulations. This video will cover the principles of stereotaxic surgery, demonstrate essential steps of the procedure, and discuss various applications of the technique.

Before discussing the procedural details, let’s review the basic principles and tools of the technique. To start, stereotaxy depends on locating the targeted region of the brain on a three dimensional axis. For this purpose, a stereotactic atlas is used. This document is a 3D reconstruction of the brain obtained from serial sections of stained brains.

In this reference frame, spatial relationships are expressed using a set of 3 axes: Anterior-posterior, medial-lateral and dorsal-ventral. To determine the location of a region of interest, find the appropriate brain region in the atlas and use the grid to calculate the corresponding mediolateral and dorsoventral coordinates. The anteroposterior coordinate is obtained at the bottom or top of the page. This coordinate is measured from landmarks on the skull formed by the intersections of bone plates, which are known as sutures. The most prominent landmark, bregma, is defined as the point of intersection of the sagittal suture with the coronal suture. The point known as lambda is more posterior; where the sagittal suture intersects the lambdoid suture.

For accurate targeting to the calculated location during surgery, a device known as the stereotaxic frame is used . The frame consists of the main frame, the micromanipulator, and the probe holder, which is attached to the mounting clamp. Incisor and ear bars make contact with the animal in order to hold the head in a fixed position. The micromanipulator is used for precise movement of surgical probes to predetermined coordinates within the brain, and is equipped with sliding Vernier scales for exact distance measurements in all three dimensions.

To read a Vernier scale, first identify the location of the 0 line in relation to the tick marks on the right side of the scale. This side of the scale is labeled in 10 millimeter increments, so that 1 is 10 and 2 is 20. The location of the 0 mark here shows that the reading is in between 10 and 11 mm. To determine the first number to the right of the decimal point, find the line on the left scale that lines up best with a mark on the right side. Use the left scale to identify the value of this mark, which in this case is 9, making the final reading 10.9 mm.

You’re now familiar with the basic principles of stereotaxy, so let’s review how the surgical procedure is carried out. Before surgery, the scalp of an anesthetized animal is shaved and disinfected. To hold the animal in place on the stereotaxic frame, the ear bars are gently placed in the ears, and the front teeth are placed in the incisor bars. Eye ointment is applied to prevent corneal drying during surgery.

To expose the skull, make a small incision with a scalpel. Separate the muscle tissue gently and clean the surface of the skull. Then, use the micromanipulator to lower a probe to bregma and take note of its dorsoventral coordinate. Then raise the probe and repeat this procedure at lambda. If the lambda measurement is less than 0.1 mm from the dorsoventral coordinate at bregma, the skull is considered level and you are ready to proceed. If not, raise or lower the incisor bar and repeat the measurements.

Now that the brain is level, return to bregma and record the medio-lateral and antero-posterior coordinates. Based on the target coordinates from the brain atlas, calculate the movements required to reach that site and shift the probe to the target position. Mark this position on the skull and use a drill to carefully make a hole in the bone.

Just under the skull you will find the dura, a thick durable membrane that can be gently sectioned with the tip of a small needle.

Next, the micromanipulator arm is placed into position to lower the probe to the targeted dorsoventral coordinate, at which point the desired manipulation can be performed.

Now that you understand the basic steps of the procedure, let’s take a look at some of the many ways neuroscientists use stereotaxic surgery to answer questions in the lab.

To begin, stereotaxy is extremely useful for delivering experimental agents into precise brain regions. These agents may include tracer dyes used to visualize neuronal projections and connectivity, chemical compounds, or reagents for genetic manipulation of neurons. For instance, the injection of genetically engineered viruses will result in delivery of a gene of interest to infected cells. Here, a virus was injected into the hippocampus, resulting in GFP expression in a small population of neurons.

On the other hand, viral delivery of small interfering RNA can prevent the expression of desired proteins. In this example, expression of the protein SOD1 was suppressed in different brain regions following stereotaxic injection into the lateral ventricle.

Alternatively, stereotaxic surgery can be used to place electrodes in the brain for recording of the electrical signals that accompany neural activity. After the animal recovers from the surgical procedure, the electrodes can be connected to electrophysiological recording systems to observe neuronal firing while the mouse is freely behaving.

In addition to measuring neuronal activity, stereotaxic surgery is instrumental to microdialysis. This technique allows continuous monitoring of drug, neurotransmitter or metabolite concentrations in the brain tissue of awake animals. To do this, a small, fluid-filled probe with a semipermeable membrane at its tip is implanted into a specific brain region. Small solutes including neurotransmitters, hormones, and drugs diffuse into the probe, where they can be collected for analysis. In this experiment, glucose concentration in the hippocampus was measured as a readout for local neural activity while rats completed a task requiring the use of spatial working memory.

You’ve just watched JoVE’s video on stereotaxic surgery. In this video, we’ve covered the principles and methods of the procedure as well as its many applications in neuroscience labs.

Thanks for watching!