Raubtiere verspeisen ihre Beute, um von ihnen Energie zu beziehen. Raubtiere die Beutetiere jagen und Beutetiere, die versuchen ihren Jägern zu entkommen, erhöhen beide ihre Überlebens- und Fortpflanzungschancen (d.h. ihre Fitness). Regelmäßige Raubtier-Beute-Interaktionen führen zu gegenseitigen Anpassungen, die die Raubtiermerkmale wie Klauen, Zähne und Geschwindigkeit sowie die Verteidigungsmechanismen der Beutetiere wie Tarnung, Aposematismus und Mimikry verbessern. Somit ähneln Raubtier-Beute-Beziehungen einem evolutionären Wettrüsten.
Obwohl Raubtiere häufig mit Fleischfressern in Verbindung gebracht werden (z.B. Geparden, die Gazellen jagen), gibt es eine eng verwandte Art der Interaktion. Herbivoren umfassen Tiere die Pflanzen verzehren und sind auch als Pflanzenfresser bekannt. Pflanzen verteidigen sich gegen Pflanzenfresser normalerweise durch eine Reihe von Abwehrmechanismen. Dazu gehören morphologische Abwehrmechanismen wie die Dornen einer Akazie und chemische Abwehrmechanismen wie die Gifte der Seidenpflanzen. Einige Pflanzenfresser entwickeln jedoch Anpassungen, um die pflanzlichen Abwehrkräfte zu umgehen. Giraffen haben zum Beispiel lange, geschickte Zungen, die es ihnen ermöglichen, die Blätter der Akazie zu verzehren, während sie die Dornen vermeiden. Die Raupen der Monarchfalter haben eine Immunität gegen die Giftstoffe der Seidenpflanzen entwickelt und nehmen stattdessen Seidenpflanzen auf und speichern ihre Giftstoffe in ihrem Gewebe zur Abwehr gegen ihre eigenen Raubtiere.
Raubtier- und Beutetierpopulationen können in Zyklen zu- und abnehmen, was zum Teil auf die Raubtier-Beute-Beziehung zurückzuführen ist. Zum Beispiel wechseln die Populationen der Luchse und Schneeschuhhasen in Nordkanada etwa alle 10 Jahre, wobei die Veränderung der Luchspopulation 1-2 Jahre hinter der Hasenpopulation liegt. Mit der Zunahme der Hasenpopulation nimmt auch die Luchspopulation zu, die sich bevorzugt von Schneeschuhhasen ernährt. Wenn der Luchs jedoch Hasen jagt, beginnt der Bestand der Hasen zu sinken. Die Knappheit an Hasen reduziert schließlich die Luchspopulation, so dass die Hasen sich wieder vermehren und der Zyklus sich wiederholt. Andere Faktoren, wie die Verfügbarkeit der Vegetation und das räuberische Verhalten von anderen Raubtieren, beeinflussen ebenfalls den Zyklus der Hasenpopulation, indem sie die Spitzengröße der Population und die Wachstumsrate begrenzen.
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